Radtke: 60 Jahre Anwerbeabkommen für südkoreanische Bergarbeiter wurde in Wattenscheid groß gefeiert

Generalkonsul Seung-Jae Huh und NRW-Staatssekretärin Andrea Milz waren in der Alten Lohnhalle der ehemaligen Zeche Holland mit dabei

Konrad-Adenauer-Stiftung und Botschaft der Republik Korea feierten mit rund 140 Gästen 60 Jahre Anwerbeabkommen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Korea zur Anwerbung südkoreanischer Bergarbeiter.
Foto: Christian Herker
Konrad-Adenauer-Stiftung und Botschaft der Republik Korea feierten mit rund 140 Gästen 60 Jahre Anwerbeabkommen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Korea zur Anwerbung südkoreanischer Bergarbeiter. Foto: Christian Herker

Am 16. Dezember 1963 schlossen die Bundesrepublik Deutschland und die Republik Korea ein Abkommen zur Anwerbung südkoreanischer Bergarbeiter; am 26. Juli 1971 folgte zudem ein weiteres Abkommen, um Krankenpflegepersonal nach Deutschland anzuwerben. Ziel der Vereinbarung war zum einen die Ausbildung junger Bergleute aus Südkorea – zum anderen wurde insbesondere im Ruhrgebiet nach Arbeitskräften gesucht. Fünf Tage nach dem ersten Abkommen bestiegen 247 junge Männer ein Flugzeug nach Deutschland. Bis 1977 kamen ca. 8.000 Männer und 10.000 Frauen als Gastarbeiter bzw. Gastarbeiterinnen aus Südkorea.

60 Jahre nach dem ersten Abkommen erinnerten am vergangenen Freitag (26. Januar 2024) die Konrad-Adenauer-Stiftung (Regionalbüro Westfalen) und die Botschaft der Republik Korea nun in einer eigenen Festveranstaltung an die enge Kooperation zwischen Südkorea und Deutschland. 140 Gäste waren der Einladung gefolgt.

Mit dabei waren auch der Generalkonsul der Republik Korea, Seung-Jae Huh, sowie die Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt des Landes Nordrhein-Westfalen, Andrea Milz. Ebenfalls an der Veranstaltung mitgewirkt hat der heimische Bochumer CDU-Europaabgeordnete für das Ruhrgebiet, Dennis Radtke (Mitglied der EVP-Fraktion). Im Europäischen Parlament gehört Radtke unter anderem der Delegation für die Beziehungen zur koreanischen Halbinsel an. Als ehemaliger Gewerkschaftssekretär der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie und Kind des Ruhrgebiets sind ihm die Höhen und Tiefen des Bergbaus in der Ruhrregion bestens bekannt. „Im Bergbau wurde Integration wirklich gelebt, da man sich auf den Kumpel – egal welcher nationalen Herkunft – verlassen können musste.“, so Radtke. Der CDU-Politiker weiter: „Ich freue mich sehr, dass wir das 60. Jubiläum des Anwerbeabkommens in Wattenscheid feiern konnten. Der Nachmittag bot eine gute Gelegenheit, die Kultur beider Länder gegenseitig besser kennenzulernen, ins Gespräch zu kommen und sich zu begegnen.“ Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Südkorea und Deutschland haben teilgenommen. Die koreanische Gemeinschaft in Deutschland ist die größte in ganz Europa.

Staatssekretärin Andrea Milz gab in ihrem Grußwort seitens der NRW-Landesregierung ein klares Bekenntnis ab: „Wir suchten hier in Deutschland nach Menschen, die arbeiten, und haben stattdessen Freunde gefunden.“

Generalkonsul Seung-Jae Huh sagte: „Mittlerweile wurden zwar alle Minen geschlossen, sodass nur noch der symbolische Schacht übrigblieb oder sie wurden zu touristischen Zielen, Skigebiete, Golfplätze und Casinos umgebaut. Doch vor 60 Jahren eröffneten koreanische Bergarbeiter dort unterirdische Kohlbergwerke. Diese Orte waren einst wertvolle Arbeitsplätze, wo jeder einzelne Arbeiter tagein, tagaus in Kohlestaub und Schweiß bedeckt war.“ ‚Glück Auf‘ sei ein Gruß der Bergarbeiter, auf welchen er das erste Mal durch den koreanischen Präsidenten Park Geun-Hye aufmerksam geworden sei, als dieser zu Besuch in Deutschland war. „Ein Gruß, welcher jedes Mal von den Bergarbeitern verwendet worden ist, wenn diese einen tausend Meter langen unterirdischen Tunnel in Deutschland betreten haben. Es war ein Gruß zwischen den Koreanern, doch gleichzeitig ist es ein Gebet gewesen. Ein Gebet der jungen Koreaner, die von Erfolg in einem fremden Land träumten.“, so Huh.

Weitere prominente Gesprächspartner auf der ehemaligen Zeche Holland in Wattenscheid waren Prof. Dr. You Jae Lee (Eberhard Karls Universität Tübingen, Abt. Koreanistik), Dr. Martin Hyun (Politikwissenschaftler und ehemaliger Eishockey-Profi) und Thomas Yoshimura (Leiter des Auslandsbüros Korea der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., per Video zugeschaltet). Die Moderation hat Ann-Kathrin Krügel von Radio Vest übernommen.

„Diese Generation muss nicht sichtbar sein. Es ist unsere Aufgabe, ihre Geschichte zu erzählen.“, so Dr. Martin Hyun als er berichtet, wie seine Vorfahren nach Deutschland kamen und mit dem Teilen ihrer Erfahrungen sehr zurückhaltend waren.

Bei einem anschließenden Empfang gab es auch koreanische Spezialitäten, die der Koch der Botschaft in der Außenstelle Bonn zubereitet und eigens nach Wattenscheid angeliefert hat. Die Gäste durften sich auch an einigen musikalischen Darbietungen erfreuen, die ein Ensemble der Akademie für Gesang NRW in Dortmund aus Kindern, Jugendlichen und Bergleuten präsentierte. Unter den Gästen waren u.a. auch Bürgermeister Dr. Sascha Dewender (CDU), die örtliche CDU-Kreisvorsitzende Fee Roth sowie der ehemalige Europaabgeordnete Dr. Christoph Konrad.